KSB Unna trauert um Reinhold Böhm
Meine Sportskolleginnen und Sportskollegen sind tief betroffen und traurig. Wir haben in den letzten zwei Jahren mit Reinhold intensiv die Planung für die Deutsche U23 Meisterschaft vor und um das Haus Operdicke betrieben. Nach seinem Wunsch sollte es sein letztes großes Event werden.
Unser letztes Treffen am 24.April beim KSB Unna galt aber dem alleinigen Egagement für einen jungen 18jährigen Migranten, der sich bei uns aufgrund von Reinhold's Zuspruch hervorragend im Sport einbringt und nun auch bei einem Integrationsprojekt aktiv mithelfen wird.
Ich habe Reinhold über den öffentlich wahrgenommen Mann hinaus als liebenswerten, einfühlsamen Freund kennen und schätzen gelernt.
Klaus Stindt
Radsportlegende Reinhold Böhm überraschend verstorben
PRESSEMITTEILUNG des RSV UNNA
Unna. Mit Reinhold Böhm verstarb am Sonntag, 30.04.17, plötzlich eine der profiliertesten Persönlichkeiten des deutschen Radsports und der Kreisstadt Unna im Alter von 77 Jahren.
Noch während seiner aktiven Rennfahrerzeit gründete der Verstorbene 1968 den RSV Unna. Schon im ersten Vereinsjahr wurde die Landesmeisterschaft NRW von Reinhold Böhm ausgerichtet, der zwei Jahre später das internationale Osterrennen durch den Kreis Unna folgte, das 25 Jahre lang das organisatorische Vorzeigeobjekt des Vereins war. Mit diesem Straßenrennen stieg der unermüdliche Arbeiter und kritische Geist in die Spitzenklasse der deutschen Rennveranstalter auf, die er mit der mustergültigen Organisation von 5 Deutschen Meisterschaften und unzähligen weiteren Rennen in allen Wettkampfsparten festigte. Mit der Ära des Unnaers Erik Zabel kamen dann zu seinen „Palmares“ noch 8 Austragungen des Rundstreckenrennens „Unnaer City-Nacht“ mit jeweils über 20 000 Zuschauern hinzu, die mit illustren Namen in der Siegerliste wie Bettini, Basso oder McEwen glänzten und dank Reinhold Böhm, seines Partners und Freundes Hans Kuhn und des gesamten Teams sicherlich zu den bestorganisierten Veranstaltungen ihrer Art gezählt werden müssen.
Aber nicht nur die Ausrichtung innovativer Veranstaltungen gehörte zu den Stärken des Verstorbenen. Seine Moderationen unzähliger Rennen und anderer Sport- und Showveranstaltungen, darunter dutzende Deutsche Meisterschaften und Weltcup-Rennen, waren jahrzehntelang unerreicht, wobei besonders seine Life-Reportagen von der Rennstrecke bis heute Legende sind.
Neben dem sportlichen Engagement glänzte Reinhold Böhm auch im Berufsleben. Aus dem Nichts baute er einen florierenden Baustoff-Großhandel in Unna auf, den er vor einem Jahrzehnt verkaufte, um sich nun zusammen mit seiner ihn stets unterstützenden Ehefrau Maria den Enkeln mehr widmen zu können. Seine vermehrte Freizeit nutze der Jubilar aber auch zum verstärkten Einsatz für „seine“ Sportler, die sich von Anfang des Vereins an mit sportlichen Erfolgen bei ihrem Förderer bedankten. Zweimal gewann seine Mannschaft das „Grüne Band“ als erfolgreichstes BDR-Jugendteam.
Die Titel, die die Sportler des Vereins unter Mithilfe von Reinhold Böhm holten, kann man nicht alle aufzählen, sie reichen von zahllosen Bezirkstiteln bis hin zu Weltmeisterschaften. Derzeit sind 8 Aktive des RSV Unna in den Nationalmannschaften des BDR vertreten. Lucas Liß wurde erst unlängst Vize-Weltmeister. Stets war es Reinhold Böhm, der Sponsoren für die Sportler suchte oder selber Geld und Zeit einsetzte, um die Rennfahrer zu unterstützen. Viele Sportler beschäftigte der kontaktfreudige Querdenker im eigenen Betrieb oder brachte sie in befreundeten Unternehmen unter, da ihm der soziale Hintergrund seiner Sportler immer besonders am Herzen lag.
Im kommenden Jahr plante Reinhold Böhm wieder eine Deutsche Meisterschaft im Kreis Unna. Er wollte anlässlich des 50jährigen Vereinsjubiläums die Deutsche U23 Meisterschaft vor dem Schloss Opherdicke veranstalten und danach, nach einem halben Jahrhundert, als Geschäftsführer zurücktreten. Noch stand die Organisation nicht ganz. Den Rest wollte der Verstorbene in den nächsten Wochen abschließen.
Wie es im RSV Unna weitergeht ohne das Zugpferd und Multitalent, ist noch offen. Ein Team um Hans Kuhn und Frank Schemmer wird erst einmal die Geschäfte übernehmen.
Auch seine norwegischen Freunde werden bei der Weltmeisterschaft in Bergen vergeblich auf ihren langjährigen Berater und Unterstützer warten. Wie in jedem Jahr hätte er natürlich auch diese WM vor Ort erlebt, wie fast alle seit 40 Jahren. 77 Jahre und kein bisschen im Ruhestand, so hatten noch im Januar seine Freunde formuliert, als er seinen Geburtstag in Dubai feierte. Dass dies sein letzter sein würde, hatte niemand vermutet, zumal er noch eine Woche vor seinem Tod als aktiver Gruppenleiter an der 38. Unnaer Radtourenfahrt und 3 Tage danach an der Stadtsportverbandssitzung in Unna teilgenommen hatte.
Sein Tod ereilte ihn, wie sollte es auch anders sein, auf dem Weg zum Rennen in Hamm.
Seine Stimme, seine Ideen, sein Einsatzwille und sein unglaubliches Fachwissen werden dem Radsport in ganz Deutschland und besonders seiner Heimatstadt Unna fehlen. Seiner Familie wird er als liebevoller und fürsorglicher Gatte, Vater und Großvater unersetzlich sein.